Das Handwerk

Das Formschneiden, so hieß der Beruf des Formstechers früher, wurde Anfang des 14. Jahrhunderts für die Herstellung von Druckformen für verzierte Anfangsbuchstaben in Manuskripten und für die Heiligenbilder eingesetzt, später zur Darstellung für verschiedene Arbeiten der Papier- und Zeugdruckerei.

Am Anfang wurden Model in ebene Holzplatten geschnitten, die aus Buchsbaum-, Birnbaum, Nussbaum- und Kirschholz bestanden. Die einzelnen Holzblöcke hatten dabei eine Stärke von 5-6mm und wurden anschließend verleimt. Nach Fertigstellung standen Musterformen erhaben auf der Holzform und die feinen Figuren und Konturen konnten herausgearbeitet werden.

Mit diesen Druckstöcken wurde Buntpapier hergestellt. Später entstand der Wunsch, größere Bögen zu bedrucken und es wurden erstmals 50x55cm große Bögen aneinander verleimt - so entstanden die ersten Tapeten und auch erste Stoffe wurden bedruckt.

Heute werden die Druckstöcke mittels Messingblech bzw. Messingdraht gestochen angefertigt, woraus sich der Name des Formstechers ableitet. Zu Beginn entsteht der Entwurf, den der Formstecher vom Kunden erhält oder künstlerisch selbst gestaltet.

Es folgt die Anfertigung eines Kritzpapiers, ein weißes, mit Standöl getränktes Papier. Mit einer feinen Nadel wird darauf das Muster geritzt und kann dann mithilfe von Druckerschwärze auf das Holzmodel aufgerieben werden.

Nun wird das Model mit kleinen Vorschlägen (Stahlmeißel) gestochen. In die vorgestochenen Einschnitte von 4-5mm Länge werden Formen eingeschlagen. Diese Formen entstehen aus 12mm breiten Messingstreifen mit Hilfe von Flach-, Rund- Spitz- und Zwickzangen.

Stärkeres Blech muss mit Feilen verjüngt werden. Massive Figuren werden darüber hinaus aus geplättetem Draht durch Zieheisen gezogen. Es entstehen Tropfen, Sternchen, Rosetten und verschiedene Körnchen.

Hierbei helfen Ziehbank, Fräsmaschine und Plättmaschine. Für das zu verarbeitende Holz werden Bandsäge und Abrichte benötigt. Bei größeren Blechumrandungen wird Filz eingesetzt, der mit Schellack getränkt ist. Jetzt werden an den Ecken der Model Passstifte (Picots) eingesetzt, um ein genaues Positionieren zu garantieren.

Nach Fertigstellung der Model werden diese mit einem weichen Bimmstein plangeschliffen und das Holz mit Farbe gegen Feuchtigkeit geschützt. Sind Druckkraft und Zusammensetzung der Farbe richtig abgestimmt, entsteht für das Handdruckverfahren ein charakteristischer Abdruck.

Die Druckmodel finden Verwendung für Buntpapier, Wachstuch, Linoleum, Soffdruck (Blaudruck) und Papier (Tapetendruck). Damit ist die Kunst des Formstechers die Voraussetzung für einen guten Druck.

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Achim fertigt ein Kritzpapier für Tapetenwalzen an.
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Stechen eines Models.
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Achim bedient eine Figurenfräsmaschine.
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Angefertigte Kritzpapiere für Tapetenwalzen.